Kuhsiel: Die Wasserstrasse für die Torfschiffahrt
Wie Karten der bremischen Landesaufnahme aus den Jahren 1798–1806 zeigen, war das Kuhsiel schon damals eines der großen Siele, die bei niedrigem Wasserstand der Wümme, wenn das Sieltor offen stand, mit kleinen Kähnen durchfahren werden konnten. War das Siel bei hohem Wasserstand der Wümme geschlossen, mussten die Schiffer aber ihre Boote über den Deich ziehen bzw. von Pferden über den Deich ziehen lassen, um aus der Wümme in den Kuhgraben zu gelangen, oder umgekehrt. Als infolge der von Jürgen Christian Findorff auf den Weg gebrachten Moorkolonisation die Torfschifffahrt zunahm, wurde 1865 eine Schleuse gebaut. 1931 wurde sie durch eine neue Schleuse ersetzt. Diese wurde 1993 wegen Funktionsstörungen gesperrt, dann aber 1995 grundlegend repariert und modernisiert. Seither kann sie von den Besatzungen passierender Boote selber bedient werden.
Das Schöpfwerk am Kuhsiel wurde 1965 fertiggestellt. Es fungiert als Entlastungsschöpfwerk, kommt also nur dann zum Einsatz, wenn die abzuführenden Wassermengen die Leistungsfähigkeit des Schöpfwerks Wasserhorst übersteigen. Ein eigentliches Siel zur passiven Entwässerung gibt es am Kuhsiel nicht mehr. Stattdessen gibt es ein Zuleitungsrohr, das es ermöglicht, Wasser aus der Wümme in den Bremer Deichring strömen zu lassen, um die Wasserqualität der kleinen Wümme zu verbessern und um in niederschlagsarmen Zeiten den Feuchtgebiets-Charakter von Hollerland und Blockland zu erhalten.